Leasen statt kaufen – immer mehr Selbständige, Handwerker und Firmen investieren heute kein Kapital mehr in ihren Fuhrpark oder den Firmenwagen. Stattdessen leasen sie und ziehen die Ausgaben vom Gewinn ab. Eine Win-win-Situation für alle, oder? Nicht ganz, mahnen Experten. Trotz aller steuerlichen Vorteile legt man beim Leasen im Vergleich zum Barkauf immer drauf. Ob die Vorteile oder die Nachteile des Leasings überwiegen, hängt vom Vertrag und den individuellen Umständen ab.
Firmen- und Privat-Leasing
Leasen ist „in“. Experten schätzen, dass heute 70 Prozent aller Fahrzeuge zumindest zum Teil der Bank gehören. Möglich ist Leasing für Privatpersonen ebenso wie für Gewerbetreibende, ob sie nun selbständig sind, Freiberufler, Handwerker oder Unternehmer. Sobald ein Fahrzeug zu mehr als 50 Prozent betrieblich genutzt wird, gehört es zum notwendigen Betriebsvermögen. Liegt der Anteil der Privatfahrten über 50 Prozent und unter 90 Prozent, kann man sich frei entscheiden, ob man das private Fahrzeug dienstlich nutzt oder das Firmenfahrzeug auch privat. All diese Faktoren spielen in die Entscheidung für oder gegen ein Firmenwagenleasing mit hinein.
Entscheidungsträger: Welche Faktoren gilt es zu beachten?
Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Firmenfahrzeug zu leasen, sollte ein paar Grundfaktoren bedenken, denn sie bestimmen über die Vor- und Nachteile des leasing-finanzierten Autos:
- Eigenkapital: Mit einer Anzahlung werden Leasingverträge günstiger. Wer genügend auf der hohen Kante hat, könnte auch kaufen und damit Geld sparen.
- Monatliche Belastung: Die mögliche Höhe der Raten muss anhand der Firmenergebnisse und der Bilanzen sowie Zukunftsperspektiven festgelegt werden.
- Fahrzeugtyp: Die Frage, welche Funktionen das Fahrzeug erfüllen muss und welche eher optional sind, sollte ehrlich beantwortet werden.
- Privatanteil: Der Umfang der privaten Fahrten nimmt Einfluss auf die Kostenstruktur.
- Bonität und Risikobereitschaft: In Abhängigkeit vom Unternehmen oder dem Einkommen als Selbständiger gilt es zu ermitteln, wie flexibel man agieren kann.
Wer least, bindet sich über die komplette Grundmietzeit an den Leasinggeber. Deshalb muss die Finanzierung sicher geklärt sein.
Nachteile des Leasings: Vertragsbindung und Kosten
Aus dem Charakter eines Leasingvertrages ergeben sich auch die wichtigen Nachteile der Auto-Finanzierung über Leasing:
- Kündigung unmöglich!
Während der Grundmietzeit lassen sich Leasingverträge im Grunde nicht kündigen. Ausnahmen sind ein Totalschaden, der Diebstahl des Fahrzeugs oder der Tod des Leasingnehmers. Insolvenz oder der Verlust des Führerscheins entbinden nicht vom Vertrag. - Zu hohe Raten!
Viele (Jung-)Unternehmer überschätzen sich und ihre Einnahmen. Sie erreichen dann einen Punkt, an dem sie die Leasingraten nicht mehr bedienen können. Da eine Vertragskündigung nicht möglich ist, sammeln sich oft horrende Schulden an. - Hohe Kosten – 130 Prozent vom Kaufpreis!
Vergleicht man das Leasing mit dem Barkauf einschließlich der dabei erzielbaren Rabatte bei den Händlern, zeigt sich schnell, dass man im Schnitt im Leasing 130 Prozent des Kaufpreises investiert. - Mitunter horrende Schlusszahlung!
Der Leasingnehmer trägt alle Risiken und garantiert dem Händler den vereinbarten Restwert des Autos oder die maximale, vereinbarte Laufleistung. Da der Restwert häufig sehr hoch angesetzt wird, um die Raten klein zu halten, sollte man immer mit einer hohen Abschlusszahlung rechnen.
Tipp: Leasing hält einige Tücken und Stolperfallen bereit. Experten empfehlen, zusätzlich zu den Raten jeden Monat einen kleinen Betrag für die Schlusszahlung zur Seite zu legen. Außerdem sollte man unbedingt darauf achten, das Fahrzeug im bestmöglichen Zustand zu halten.
Dennoch so beliebt? Wegen der Vorteile!
Trotz all der Risiken und Kosten ist Leasing so beliebt wie noch nie. Obwohl der Automarkt eher rückläufig ist, steigt die Zahl der geleasten Fahrzeuge weiterhin jedes Jahr an. Grund sind die Vorteile:
- Kein Eigenkapital!
Viele Leasingfirmen ermöglichen heute – Bonität vorausgesetzt – ein anzahlungsfreies Leasing. Anders als beim Kauf eines Wagens wird kein Eigenkapital aus der Firma entnommen und „verpufft“ über die Jahre im Wertverlust des Fahrzeugs. Statt Eigenkapital zu binden, bleibt man mit Leasing liquide. - Kein Kredit!
Die Eigenkapitalquote und der Kreditrahmen profitieren vom Leasing verglichen mit dem Barkauf. - Geringe monatliche Belastung!
Je nach Modell und Vertragsart liegen die Leasingraten pro Monat im überschaubaren Bereich zwischen unter 100 und 1.000 Euro. Die meisten Leasingnehmer geben im Monat zwischen 200 und 600 Euro für das geleaste Fahrzeug aus. - Kosten voll als Betriebsausgaben abziehbar!
Selbständige, Unternehmer und Handwerker können die Leasingraten als Betriebsausgaben vom Gewinn abziehen. Das senkt die steuerliche Belastung. - Immer wieder ein neues Fahrzeug!
Wer seinen Firmenwagen auch zu Repräsentationszwecken nutzt, kann nicht mit einem alten Wagen vorfahren. Dank Leasing bekommt man regelmäßig ein neues Auto und kann sich unter Umständen auch ein Fahrzeug einer Klasse auf den Hof stellen, welche man sich beim Neukauf niemals leisten könnte. - Privatfahrten auf Firmenkosten!
Grundsätzlich können geleaste Firmenwagen natürlich auch zum Teil privat genutzt werden. Wichtig ist hierbei auf eine transparente Abrechnung zu achten, um keine Steuern zu hinterziehen.
Die Vorteile sind umfangreich – wenn man sich das Gewerbeleasing wirklich zu Nutze macht und die Vertragsdetails im Blick behält.
Zusammengefasst – überwiegen die Vorteile?
Je größer und teurer das Fahrzeug, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Vorteile überwiegen. Das gilt auch für Transporter, wie sie gerne von Handwerkern genutzt werden. Wer auf eine beliebte Marke mit einem hohen Wiederverkaufswert setzt und realistische Angaben im Vertrag vereinbart, trifft mit einem Firmenleasing eine gute Entscheidung. Unternehmer, die ihren Mitarbeitern kleine, günstige Stadtflitzer auf den Parkplatz stellen wollen, sind bei Leasingfirmen dagegen nicht allzu gut aufgehoben. Wobei sich auch das lohnen kann – zum Beispiel, indem man direkt den ganzen Fuhrpark auslagert und so besonders günstige Konditionen heraushandelt.
Merke: Für Privatpersonen überwiegen eigentlich immer die Nachteile des Leasings. Bei Unternehmen, Mittelständlern, Handwerkern und Selbständigen sieht das anders aus. Leasing kann eine mit zahlreichen Vorteilen besetzte Alternative zum Bar- oder Kreditkauf sein.
Quellen: wiwo.de, augsburger-allgemeine.de